Durchhaltevermögen zahlt sich aus – gewerkschaftlich organisierte Riders erstreiten Sieg gegen ehemalige Firma

DE+EN: PRESSEMITTEILUNG – BERLIN, 06. Juli 2023. Als sie Anfang des Jahres anfingen, waren sie sich ihres Sieges nicht sicher: Nach sieben Monaten voller Gerichtsverhandlungen, Demonstrationen, Pressearbeit und Selbstorganisation einigten sich die von einer Massenentlassung betroffenen Arbeiter:innen der ecoCARRIER AG/veloCARRIER GmbH außergerichtlich auf die Zahlung aller ausstehenden Löhne und zusätzlicher Abfindungszahlungen.

Betriebsgruppe ecoCARRIER erneut erfolgreich

Vor dem Arbeitsgericht erstritten drei ehemalige Beschäftigte ausstehende Löhne plus Abfindungen. Insgesamt konnte mehr als 3000 € eingetütet werden. Wegen des niedrigen Angebots der Gegenseite konnten bisher keine außergerichtliche Einigung erreicht werden. Die Verhandlungen und der Kampf gehen weiter, bis alle Arbeiter:innen ihre Entschädigung bekommen haben.

When we asked for severance pay, they called us criminals!

The struggle at ecocarrier continues. Management has failed to provide a reasonable offer for the damage it has caused to workers lives. Instead they have provided wild and unfounded accusations of “criminal” activity. As if the basic act of workers coming together to demand dignified treatment is somehow against the law.

But the struggling workers are unafraid and continue the fight. Join us to support three of the workers in the courtroom.

When: 16.05.23, 12:00 Uhr

Where: Magdeburger Platz 1

Pressemitteilung: „Als wir Abfindungszahlungen forderten, beschimpfte er uns als Kriminelle“

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All infos about the struggle.

Inhaber des erfolglosen „umweltfreundlichen“ Lieferunternehmens vermeidet Verhandlungen, während entlassene Fahrer*innen vor Gericht und auf der Straße gegen ihn kämpfen

Am Wochenende haben wir, die Kurierfahrer:innen von Eco/Velocarrier wieder entschlossen demonstriert. Mit Papplastenrad, Theater und Redebeiträgen machten wir auf die Missstände in unserem Arbeitsalltag aufmerksam. Wir leisten Widerstand! Wir bleiben laut!

nd – Ein Lastenkurierdienst entlässt massenhaft Fahrer. Die wollen sich das nicht gefallen lassen (07.04.23.)

RBB (ab 8:46 – 08.04.23.)

Taz – Nicht „unter die Räder“ kommen (12.04.23.)

Pressemitteilung (05.04.23.)

Junge Welt – »Wir haben unsere Gesundheit aufs Spiel gesetzt« (04.03.23.)

arbeitsunrecht FM #05/23 – Interview EcoCarrier

Happy Easter, you’re STILL fired!

After promises in November 2022 of safe jobs, functional bikes, and new working facilities, the workers at ecoCARRIER AG and Velocarrier GmbH began 2023 with a rude surprise: a mass termination.

Following months of poor management from Stuttgart, working conditions in Berlin went from bad to intolerable. The failures of management cascaded into issues with clients and the company owners heaped their faults onto the backs of workers.

Workers organized to demand basic considerations and in response management outsourced all deliveries, claiming to close operations in Berlin.

Our demands are simple: Management must pay for the promises they made to workers. Their failures should not be the burden of workers. Severance pay is the least they can do. Following hearings in labor court, management agreed to collective negotiations with the workers and the FAU.

However, until a binding agreement is in place, we will not be silent!

When: Sat 08.04.2023, 13:00-16:00 Uhr.

Where: in front of REWE, Rollbergstr. 59 (Neukölln).

Followed by gathering for picnic at Tempelhofer Feld.

Join us to support workers demanding fair treatment!

*

Why REWE?

REWE was one of the main clients of ecoCARRIER/VeloCarrier in Berlin. Many REWE customers are not aware that REWE subcontracts their cargobike deliveries. Since 2021 this cooperation has been used to present a “green”, climate responsible image. This sustainability label constitutes valuable marketing for Rewe. Sustainability achieved at the expense of the safety and wages of the workers employed by their subcontractors is not real sustainability! We are here to demand that Rewe pays attention to the adherence to labor law and work safety in subcontracted companies!

Mit uns wird nicht gesprochen? Dann sprechen wir!

Am Freitag den 24.02.2023 hat unsere Betriebsgruppe gemeinsam mit Unterstützer:innen gegen die Massenentlassung bei eco- und VeloCARRIER demonstriert. Bei einigen Gerichtsverhandlungen konnten bereits gute Ergebnisse erstritten werden. Doch auch vor dem Gerichtsgebäude waren wir lautstark dabei. Es gab auch eine Fahrraddemo mit anschließenden Redebeiträgen. Im nächsten Monat wird es noch weitere Verhandlungen vor dem Arbeitsgericht geben:

Montag 13.03. 11:15 Uhr, Raum 206.

Dienstag 14.03. 12:20 Uhr, Raum 206.

Kommt vorbei! Workers unite!

Der Redebeitrag vom 24.02.23 @ Lilli-Henoch-Strasse 21:

Hallo an alle, die gekommen sind und vielen Dank für eure Unterstützung!

Jede einzelne Person hier zeigt, dass wir nicht damit einverstanden sind, wie wir als Angestellte von eco- und VeloCARRIER behandelt wurden.

Wir sind Fahrradlastenkurier*innen, wir kennen die Straßen Berlins. Wir haben ein Händchen für Schleichwege. Wir spielen gern Tetris um Gemüsekisten im Lastenrad zu verstauen und schubsen Getränkekisten mehrere Stockwerke hinauf. Wir machen unsere Arbeit gut und gerne! Aber unsere Arbeitsbedingungen sind mehr als prekär – sie sind inakzeptabel!

Wir wurden von unserem Arbeitgeber ausgenutzt und mit falschen Versprechungen ruhig gehalten. Unsere Gesundheit wurde aufs Spiel gesetzt. Wir haben lange für eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen gekämpft. Haben nicht mehr als Schweigen und leere Versprechungen erhalten. Zum Neuen Jahr erhielten wir unser Geschenk: Ohne rechtsgültigen Grund wurden wir massenweise gefeuert!

Wir sind hier, um sichtbar zu machen, wie respektlos und verantwortungslos eco und VeloCARRIER ihre Arbeiter*innen behandelt. 

Ein Lastenradunternehmen, das nicht fähig ist seine eigenen Lastenräder zu reparieren und in Stand zu halten. Das zuließ, dass Unfälle passierten, weil wir, die Fahrer*innen, gezwungen waren auf kaputten Fahrrädern unsere Arbeit zu machen. Diese Umstände waren lebensgefährlich!

Es sind unsere Körper und unsere Gesundheit, die ausgebeutet werden. Wir arbeiten gegen Mindestlohn und das Unternehmen macht damit Profite. Um nur ein Beispiel zu nennen: So wurde das von den Kunden bezahlte Treppengeld nicht an uns Lieferant*innen, weitergegeben, sondern fließt in die Taschen des Unternehmens.

Das Management jonglierte von Stuttgart und Tübingen aus wahllos mit Aufträgen und Schichten – ohne jegliche Rücksicht auf die Auswirkungen auf das Leben der Arbeiter*innen. Wir wurden wie Wegwerfware behandelt!

Eco- und Velocarrier überforderte und beutete unsere Niederlassungsleitung bis zum Burn-out aus. Nach der Kündigung der Niederlassungsleitung, sollten wir Arbeiter*innen die fehlende Stelle kompensieren. Ohne Einarbeitung oder entsprechende Bezahlung

Das Management verzögerte die Aushändigung schriftlicher Verträge, Gehälter wurden nicht korrekt ausbezahlt und Arbeiter*innen wurden illegalerweise von der Krankenversicherung abgemeldet.

Wir waren chaotischen und gefährlichen Umständen ausgesetzt. Durch unseren Einsatz und kollegialen Zusammenhalt lief das Tagesgeschäft von Eco- und Velocarrier in Berlin sogar ohne Vorgesetzte vor Ort weiter. Dafür gab keinen Funken Wertschätzung, geschweige denn eine faire Entlohnung. Das darf nicht sein!

Eco- und VeloCARRIER hielt es zu keinem Zeitpunkt für nötig, sich dem berechtigten Unmut der eigenen Angestellten zu stellen, auf unsere Nachrichten zu antworten oder uns ein ernsthaftes Gesprächsangebot zu machen.

Der CEO, Raimund Rassilier, versprach uns Expansion am Standort Berlin, die Lösung aller Probleme und versicherte uns, dass NIEMAND gekündigt würde! Derselbe CEO schickte der Mehrheit der Angestellten einen Monat später zu Weihnachten ihre Kündigungen zu.

Nach all dem verhinderte das Unternehmen unsere Betriebsratswahl. Trotz mehrfacher Nachfrage händigten sie uns keine Liste der wahlberechtigten Mitarbeiter*innen aus. Stattdessen verkündete die Firma zu diesem Zeitpunkt die angebliche Schließung der ganzen Zweigstelle Berlin.

Mittlerweile sind wir alle -Mitarbeiter*innen der Niederlassung Berlin- gekündigt und haben uns selbstständig zusammengeschlossen, um gegen diese Ungerechtigkeit vorzugehen! Deshalb fordern wir: Eine faire Abfindung für ALLE Arbeiter*innen in Höhe von 3 Monatsgehältern!

Deshalb klagen wir: Im Namen des Kündigungsschutzes und ziehen gegen eco- und VeloCARRIER vor Gericht! Deshalb protestieren wir und lassen uns nicht unterkriegen! Mit uns wird nicht gesprochen? Dann sprechen wir!

Happy new year, YOU’RE FIRED!

Riders are fighting back Support us in our fight!

++ 24.02.2023 ++

11:30 – Labour court-support @ Magdeburger Platz 1
13:30 – Bike ride to the demo
14:30 – Kundgebung at the workplace | PB Hub
(Lilli-Henoch-Strasse 21, 10405 Berlin)

After big promises in November of 2022 of safe jobs, functional bicycles, and new working facilities, the workers at ecoCARRIER AG and Velocarrier GmbH started 2023 with a rude surprise. A mass termination. After months of poor management from headquarters in Stuttgart the working conditions in Berlin had gone from bad to intolerable. As these failures of management cascaded into issues with customers the owners would like to leave their failures on the backs of workers.

When workers organized to demand basic considerations management responded by outsourcing all the deliveries and allegedly closing the operation in Berlin.

Workers demands are simple. Management must pay for the promises they made to workers. Their failures should not be the burden of workers as we search for what comes next. Severance pay is the least they can do.

Join us to support workers on the action of the 24.02. Please help the workers show them that we deserve dignity. Workers are not a disposable product!

#EGOcarrier  #veloCARELESS

FB-Event

My MAYD Recruitment Experience

“You´ll just need to come by for a quick chat with one of our team leads, and you’ll be good to go!”

That’s what I was told during my phone interview for a job as delivery rider, after applying very easily, online. A week later I was heading to what turned out to be less of a chat and more of an induction.

Arriving at the cheap-n-fast-built company office, I entered a room where 10-15 People were sitting around a table. I texted an ex-rider friend and was reassured that her experience had been similar: short introduction video, then practically hired on the spot.

A company employee eventually rushed in, made an introduction in German, and then repeated the whole thing in English after a few people had raised their hands to indicate they didn’t understand. 

We introduced ourselves, highlighting our experience relevant to the job, and for those with prior riding experience, outlining the reasons why we had quit. He listened, impatiently, periodically interrupting with questions interspersed with some derogatory sounding comments.

He made us aware that there would be no break rooms and that shift scheduling wouldn’t always take our preferences into account. Of course it was possible to accommodate shifts in some cases, he said, but he literally frowned upon it.

After briefly answering a few questions he moved on, announcing we would all be notified the next day via e-mail if we got the job, but that a few of us would have to stay to give further personal details.

As soon as the first group had left, he immediately let the rest of us know he wanted us to work for the company. We indicated the hours we each wanted to work and when we could start, and then were promptly ushered out. The whole thing couldn’t have lasted more than 20 minutes, during which time we were left with a clear message that riders were the lowest tier of the company’s workforce, that we could not expect respect from higher-up staff, and that we were easily and immediately replaceable. 

Among those who had been filtered out were many non-German speakers, as well as every single ex-rider who on questioning had replied that they had been – in some form or other – unhappy with their former employer.

I had expected some typical start-up unpleasantness, but this was still alarming to me: it left me with an immediate wish to become that troublesome employee they were clearly looking to avoid.

This text is written by a FAU-member who recently started working at MAYD.

If you also wanna get on board, write us faub-aus |a] fau.org